Von frisierten Mofas zu getunten Elektrorädern: Die Szene des illegalen Fahrzeugtunings hat sich verlagert, und Elektroräder sind keine Ausnahme. Diese Praxis, obwohl illegal und potenziell gefährlich, wird oft als Bagatelle abgetan. Doch die rechtlichen Konsequenzen, insbesondere im Hinblick auf die höhere Maximalgeschwindigkeit, sollten nicht unterschätzt werden. Der pressedienst-fahrrad wirft einen Blick auf die Bemühungen der Antriebshersteller, um illegales Tuning bei Elektrorädern zu verhindern.
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Rasante Entwicklung: Tuning-Szene bei jungen E-Bikern immer beliebter
Eine gängige Einschränkung bei Pedelecs besteht darin, dass die Antriebsunterstützung bei 25 km/h abgeregelt wird und das weitere Fahren nur durch Muskelkraft möglich ist. Viele E-Biker wünschen sich jedoch eine höhere Geschwindigkeit und finden im Internet zahlreiche Möglichkeiten, um ihr Elektrorad zu tunen. Tuning-Anbieter werben damit, die Motorunterstützung auf bis zu 70 km/h zu steigern, und zeigen in Youtube-Videos, wie einfach dies zu bewerkstelligen ist. Insbesondere junge Menschen interessieren sich zunehmend für diese Tuning-Szene, was jedoch auch negative Auswirkungen wie illegale Straßenrennen mit sich bringt.
Gesetzeswidriges Verhalten: Tuning als Rechtsverstoß eingestuft
Die dunkle Seite des E-Bike-Tunings: Was anfangs nach Spaß und mehr Geschwindigkeit klingt, führt oft zu illegalen Handlungen. Laut Simon Gauer, Produktmanager bei Mivice, gibt es eine steigende Anzahl von Anfragen von Endverbrauchern, die sich mit dem Thema Tuning beschäftigen. Das Unternehmen legt dabei großen Wert auf klare Kommunikation und verzichtet bewusst auf Grauzonen. Ein entscheidender Punkt ist, dass ein E-Bike mit einem manipulierten Motor, der die Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 km/h überschreitet, rechtlich nicht mehr als Fahrrad, sondern als Kleinkraftrad gilt.
Das umgebaute Fahrzeug erfordert verschiedene rechtliche Bestimmungen, darunter eine gültige Betriebserlaubnis und eine entsprechende Versicherung, und darf nicht mehr auf Radwegen gefahren werden. Zusätzlich dazu müssen Fahrer im Besitz eines Führerscheins der Klasse AM sein und es besteht die Verpflichtung zum Tragen eines Helms. Werden die erforderlichen Nachweise im öffentlichen Verkehr nicht erbracht, können Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen sowie zivilrechtliche Konsequenzen wie die Haftung für Personenschäden bei Unfällen drohen. Matthias Rückerl, ein Vertreter des Herstellers Haibike, bringt deutlich zum Ausdruck, dass Tuning nicht nur illegal, sondern auch äußerst gefährlich ist und aus diesem Grund mit angemessenen rechtlichen Konsequenzen verbunden sein sollte.
Tuning führt zu vermehrtem Teileverschleiß bei E-Bikes, so Experten
Im Straßenverkehr sind getunte E-Bikes nicht zugelassen und stellen somit eine illegale Nutzung dar. Die Anbieter von Tuning-Kits wie Tuning-Dongles oder Chip-Tuning weisen auf ihren Internetseiten klar darauf hin, dass die Verwendung solcher umgebauten Fahrräder ausschließlich auf Privatgelände erlaubt ist. Die gesteigerte Leistung eines getunten E-Bikes kann zu einer übermäßigen Belastung der Bauteile führen, was zu einem erhöhten Verschleiß und möglichen Schäden am Fahrrad führen kann. Um Konflikte mit dem Gesetz und potenzielle Gefahren im Straßenverkehr zu vermeiden, sollte von der Nutzung getunter E-Bikes im öffentlichen Raum abgesehen werden.
Das Tuning von E-Bikes, um eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, birgt erhebliche Sicherheitsrisiken. Verschiedene Komponenten, wie beispielsweise die Bremsen, sind nur für eine bestimmte Maximalgeschwindigkeit ausgelegt. Durch Manipulationen erlischt nicht nur die Garantie, sondern auch die Gewährleistung und Produkthaftung. Dies bedeutet, dass Tuner im Falle eines Unfalls oder Defekts allein für die Kosten und eventuelle Schäden verantwortlich sind.
E-Bike-Tuning unter Kontrolle: Die Bedeutung der Norm EN 15194:2017
Im Jahr 2019 wurde die europäische Norm EN 15194:2017 umgesetzt, um dem Tuning von elektromotorisch unterstützten Rädern (EPAC) entgegenzuwirken. Ein besonderes Kapitel dieser Norm befasst sich mit dem Thema „Verhindern des unbefugten Zugriffs auf den Motor“. Die Norm ermöglicht den Herstellern von Antriebssystemen die Implementierung von Regelungen, um Tuning zu verhindern oder festzustellen, ob der Motor manipuliert wurde. Beispielsweise schreibt die Norm vor, dass Sensoren mit Plausibilitätslogiken ausgestattet sein müssen, um Manipulationen zu erkennen.
Fachhändler und Fahrradhersteller verwenden unterschiedliche Ansätze, um Informationen beim Service zu erfassen oder auszuschließen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist die Lösung von Brose, bei der über den CAN-Bus eine zweite Sensorik angeschlossen werden kann. Dieser zusätzliche Sensor erlaubt es, überhöhte Geschwindigkeiten zu erkennen.
Im Jahr 2021 haben zahlreiche europäische Antriebshersteller reagiert und Maßnahmen ergriffen, um unzulässiges Tuning von E-Bikes einzudämmen. Eine bemerkenswerte Maßnahme stammt von Bosch, dessen Software in den Systemen zum Einsatz kommt. Diese erkennt illegales Tuning und zeigt dies durch einen spezifischen Fehlercode auf dem Display an. Als direkte Konsequenz wird die Unterstützung des Antriebs automatisch heruntergeregelt. E-Biker, deren Fahrzeug eine Manipulation aufweist, müssen daraufhin 90 Minuten im Notlaufmodus fahren, bei dem der Antrieb gedrosselt ist. Erst nach Ablauf dieser Zeit wird das System wieder aktiviert.
Nach dem zweiten Feststellen einer Manipulation bleibt nur noch der Fachhandel als Lösung, um das System freizuschalten. Es existieren jedoch bereits Tuning-Lösungen, die das System umgehen können, indem sie eine falsche Geschwindigkeit vorgaukeln. Das Problem liegt vor allem in der Praxis: Da für E-Bikes keine regelmäßige Überprüfung ähnlich der Hauptuntersuchung für Autos vorgeschrieben ist, gestaltet sich die Feststellung und Verhinderung von Tuning ohne Werkstattbesuch als äußerst herausfordernd.
Fortschrittliche Technologien optimieren die Sicherheit von E-Bikes
Um den Antrieb eines Fahrrads legal zu verbessern, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine davon ist die Verwendung von Software-Lösungen der Hersteller, die es ermöglichen, das Drehmoment des Motors an den individuellen Einsatzzweck anzupassen. Insbesondere bei einer sportlichen Fahrradtour mit steilen Anstiegen kann eine Erhöhung des Drehmoments von Vorteil sein. Die Biketec GmbH bietet mit ihrem Fit-System die Option, dass das Upgrade von Fachhandelspartnern durchgeführt wird. Bei den Fit-kompatiblen Antrieben von Panasonic und Brose kann das Drehmoment von 70 bzw. 75 Newtonmeter auf 90 bzw. 95 Newtonmeter erhöht werden. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Änderung des Drehmoments keine Auswirkungen auf die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit hat. Selbst nach dem Tuning schaltet der Antrieb nach wie vor bei 25 km/h ab, wie Janis Ita, Software-Spezialist bei Biketec, erklärt.
Das innovative System führt zu einer spürbaren Steigerung der Beschleunigung und sorgt für ein intensiveres Fahrerlebnis. Allerdings war es von großer Bedeutung, das System vor illegalen Tuningversuchen zu schützen. Daher wurde ein effektiver Schutzmechanismus implementiert, der sowohl bestimmte Komponenten des E-Bikes als auch des Wartungssystems durch eine gründliche Authentifizierung absichert. Dieser Schutz ist ausschließlich unseren Partnerlieferanten vorbehalten und verhindert, dass Endkunden mithilfe eines Software-Konfigurators ein Pedelec in ein S-Pedelec umwandeln können.